• Home
  • Hüft-TEP / Kurzschaftprothese

Hüft-TEP: Was Sie über die Hüft-Totalendoprothese wissen sollten

Informationsvideo: Hüft TEP mit Kurzschaftprothese bei Coxarthrose

Video vom YouTube Kanal – Prof. Bitsch Endoprothetik Gonarthrose Coxarthrose: In diesem Video erklärt Ihr Hüftspezialist Prof. Dr. med. Rudi G. Bitsch was man unter einer Kurzschaftprothese / Hüft TEP versteht, wann man diese implantieren kann und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind.

Was ist eine Hüft-TEP

Unter einer TEP versteht man in der Endoprothetik die Abkürzung für Totalendoprothese also ein künstliches Gelenkersatz, welcher das geschädigte Gelenk komplett ersetzt, aus mehreren Teilen besteht (Abbildung 1) und fest im Knochen verankert wird um dauerhaft die Gelenkfunktion übernehmen zu können. Diese gibt es für verschiedene Gelenke am häufigsten sind Hüft-, Knie- und Schulter Totalendoprothesen.

Im Gegensatz dazu versteht man unter einer Hemiendoprothese (HEP) nur den Ersatz eines Gelenkpartners wie z.B. bei der Duokopfprothese, die nur die Oberschenkelseite nach Schenkelhalsfraktur ersetzt.

Abbildung 1) Eine Hüft Totalendoprothese TEP besteht aus Hüftpfanne (Acetabulum-Komponente), Inlay, Hüftkopf (Inlay und Hüftkopf bilden die Gleitpaarung in welcher die Bewegung stattfindet) und Prothesenschaft (Femurschaft-Komponente)

Schemabild einer Hüftprothese, Corail Pinnacle, DePuy Synthes

Wie läuft die Hüft-TEP Implantation ab?

Eine Hüft-TEP (Hüft-Totalendoprothese) ist ein komplexer Eingriff, bei dem ein erkranktes Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt wird. Der operative Ablauf erfolgt in mehreren gut strukturierten Schritten, um die bestmöglichen Ergebnisse für den Patienten zu gewährleisten. Im Folgenden erklären wir die einzelnen Operationsschritte, von der Vorbereitung bis zur Nachsorge.

Erklärende Animationen finden Sie in der Mediathek und weitere Informationen auf meinen Coxarthrose Informationsseiten.

  • Vorbereitung der Operation und Lagerung des Patienten: Die Vorbereitung der Hüft-TEP beginnt mit der sorgfältigen Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch. Dies stellt sicher, dass der Chirurg optimalen Zugang zum Hüftgelenk hat und die Operation präzise durchgeführt werden kann.
  • Hautdesinfektion und chirurgische Abdeckung des Patienten: Um das Infektionsrisiko zu minimieren, wird die Haut im Operationsbereich gründlich desinfiziert. Anschließend wird der Patient mit sterilen Tüchern chirurgisch abgedeckt, sodass nur der Operationsbereich freiliegt.
  • Minimalinvasiver operativer Zugang zum Hüftgelenk: Ein minimalinvasiver Zugang wird gewählt, um die Weichteile und Muskeln so wenig wie möglich zu verletzen. Diese Technik beschleunigt die Heilung und verringert postoperative Schmerzen.
  • Eröffnen des Hüftgelenks: Nach dem Zugang zum Hüftgelenk wird das Gelenk eröffnet, um die erkrankten Strukturen freizulegen und die weiteren Schritte vorzubereiten.
  • Entfernung der erkrankten Knochenanteile, des Hüftkopfes und knöcherner Anbauten: Der Hüftkopf und alle erkrankten Knochenanteile sowie knöcherne Anbauten werden sorgfältig entfernt, um Platz für die Prothese zu schaffen.
  • Präparation des Prothesenlagers an der Pfanne mit einer Kugelfräse: Die Pfannenregion des Hüftgelenks wird mit einer speziellen Kugelfräse bearbeitet, um das Prothesenlager optimal für das Einsetzen der Hüft-TEP vorzubereiten.
  • Einbringen der Pfannenprothese: Die Pfannenkomponente der Hüftprothese wird nun exakt in das vorbereitete Lager eingesetzt. Diese bildet den neuen Teil des Gelenks, der das Hüftgelenk stabilisiert und ermöglicht.
  • Umlagerung des Patientenbeins: Nachdem die Pfannenprothese eingesetzt wurde, wird das Patientenbein umgelagert, um den Zugang zum Oberschenkelknochen zu erleichtern.
  • Präparation des Prothesenlagers am Oberschenkelknochen mit Formraspeln: Mit speziellen Formraspeln wird das Prothesenlager im Oberschenkelknochen vorbereitet, um den Prothesenschaft sicher und präzise einzusetzen.
  • Einbringen des Prothesenschafts: Der Prothesenschaft wird in den vorbereiteten Oberschenkelknochen eingesetzt und bildet das zweite Element der Hüft-TEP.
  • Einrenken der Prothese mit einem Probeimplantatkopf und Einstellen der optimalen Länge: Mit einem Probeimplantatkopf wird das Hüftgelenk eingerenkt, um die optimale Länge und Stabilität des Gelenks zu überprüfen. Dies ist entscheidend für eine gute Funktionalität der Prothese nach der Operation.
  • Überprüfung von Bewegungsausmaß, Gelenkstabilität, Beinlänge und Implantat-Position: Es folgt eine sorgfältige Kontrolle des Bewegungsausmaßes und der Gelenkstabilität. Zudem werden Beinlänge und die Position des Implantats überprüft, um sicherzustellen, dass alles korrekt ausgerichtet ist.
  • Röntgen-Durchleuchtungskontrolle: Zur weiteren Bestätigung der korrekten Positionierung des Implantats wird eine Röntgen-Durchleuchtung durchgeführt.
  • Einbringen des originalen Implantatkopfes: Nach der erfolgreichen Überprüfung wird der endgültige Implantatkopf in das Gelenk eingesetzt, und die Prothese wird vollständig eingerenkt.
  • Spülung der Wunde und Wundverschluss: Die Wunde wird gründlich gespült, um mögliche Blut- und Gewebereste zu entfernen. Anschließend wird die Wunde verschlossen.
  • Anlage des Verbandes: Nach dem Wundverschluss wird ein steriler Verband angelegt, um die Heilung zu unterstützen und das Infektionsrisiko zu minimieren.
  • Begleitung des Patienten, Umlagerung ins Bett und Überprüfung im Aufwachraum: Nach Abschluss der Hüft-TEP-Operation wird der Patient ins Bett umgelagert und in den Aufwachraum gebracht. Hier überwacht das medizinische Team das Befinden des Patienten und überprüft Vitalfunktionen, um sicherzustellen, dass die Genesung gut verläuft.

Künstliche Hüfte mit Totalendoprothese in normaler Länge oder besser mit Kurzschaftprothese?

Aufgrund der höheren Lebenserwartung und des höheren Aktivitätsniveaus jüngerer Patienten mit einer schweren Hüftarthrose (Coxarthrose) ist das Risiko für zukünftige Wechseloperationen eines Hüftgelenksersatzes (künstliche Hüfte, Hüftprothese, Totalendoprothese, Hüft TEP) größer als bei älteren Patienten. Deshalb sind hier besondere Maßstäbe bei der Auswahl der Prothesenkomponenten des künstlichen Hüftgelenkes anzulegen. Aber auch ältere Patienten profitieren von diesen höheren Anforderungen.

Insbesondere die Gleitpaarung, d.h. das Material der sich gegeneinander bewegenden Komponenten einer Hüftprothese (Hüftkopf und Pfannen-Inlay), hat eine wichtige Bedeutung. Spezielle Keramiken finden hier bevorzugt Verwendung, denn diese Gleitpaarung des künstlichen Hüftgelenkes bietet beste Voraussetzungen für ein abriebarmes Verhalten über lange Zeiträume. Ein Alternative für dynamische Belastungen stellen moderne besonders abriebarme Kunststoffe (vernetztes Polyethylen, XLPE) für das Pfannen-Inlay (Innenschale) dar.

Weiterhin spielt das Modell der Hüftprothese eine große Rolle für ein gutes Langzeitergebnis. Neben den seit Jahrzehnten bewährten Totalendoprothesen in normaler Länge, die von fast allen Prothesenherstellern als Standard mit sehr guten Standzeiten angeboten werden, wächst der Anteil der sogenannten Kurzschaftprothesen kontinuierlich (Abbildung 2).

Abbildung 2) Zwei Kurzschaftprothesen (links) im Vergleich zu drei Hüft TEP in normaler Länge (rechts), mit abfallender Prothesenschulter. Die Hüft TEP mit abfallender Prothesenschulter in normaler Länge wird in vielen Kliniken weltweit als Standard-Implantat verwendet. Mit mehreren Modellen dieses Prothesentyps liegen deshalb lange und sehr gute Registerdaten vor.

Kurzschaftprothesen im Vergleich zu Hüft TEP in normaler Länge

Als Vorzüge dieses relativ neuen Prothesenkonzeptes werden vor allem die Verankerung in oberen Knochenanteilen mit weniger Knochenverlust, die proximale (gelenknahe) Kraftübertragung und damit die Vermeidung von Knochenabbau (Stress Shielding), die optimale Rekonstruktion der Gelenkgeometrie und die Möglichkeit einer minimalinvasiven Hüft-OP (weichteilschonenden Implantationstechnik) genannt. Diese Vorteile machen Kurzschäfte gerade für junge Patienten mit guter Knochenqualität interessant.

Den erhofften Vorteilen der Kurzschaftprothesen bei der Coxarthrose-Behandlung stehen jedoch auch Bedenken gegenüber, die sich aus der kurzen Verankerungsstrecke und den damit verbundenen besonders hohen Anforderungen an die Fixation im Knochen ergeben. Kurzschaftprothesen müssen zudem als heterogene (uneinheitliche) Prothesengruppe verstanden werden und können in schenkelhalsentfernend, -teilerhaltend und -erhaltend eingeteilt werden. Es bestehen damit unterschiedliche biomechanische Konzepte mit mehr oder weniger Sicherheitsreserven bezüglich der Verankerung.

UNSER VORGEHEN am DEUTSCHEN GELENKZENTRUM in der ATOS Klinik Heidelberg: Von mir werden ausschließlich Implantate mit hervorragenden Langzeitdaten in den großen Implantat-Registern verwendet. Es erfolgt eine individuelle Beratung und Nutzen-Risiko-Abwägung bezüglich des zu verwendenden Hüftprothesen-Modells und der Gleitpaarung. Die Auswahl der optimalen Hüft-Totalendoprothese erfolgt dabei nach patientenindividuellen, medizinischen, anatomischen und knochenqualitativen Faktoren sowie nach neusten Erkenntnissen aus der Endoprothetik.

Jungen oder biologisch jung gebliebenen Patienten steht auch ein gelenknah verankerndes, schenkelhalsteilerhaltendes Kurzschaftprothesenmodell (Optimys-Schaft der Firma Mathys aus der Schweiz) zur Verfügung.

Seit Jahrzehnten bewährte Hüft Totalendoprothesen in normaler Länge werden von mir bevorzugt, wann immer mit keinem Wechselrisiko für den Patienten mehr zu rechnen ist. Mit den aktuellen Gleitpaarungen besteht bei diesen Prothesen hochwahrscheinlich eine Haltbarkeit von über 20 Jahren. Weiterhin sind diese angezeigt beim Vorliegen von Faktoren, die eine stabile Verankerung einer Kurzschaftprothese Hüft TEP gefährden, wie z.B.: Ein nicht zum Implantat passender Markkanal (z.B. erhöhte Antetorsion des Schenkelhalses, CCD-Winkel <120° und >145°), Knochendefekte und Fehlformen des gelenknahen Oberschenkelknochens (z.B. posttraumatisch, nach Voroperationen) oder Einschränkungen der Knochenqualität (z.B. Osteoporose, Devaskularisation oder Zustand nach Knochenbestrahlung) sowie bei starkem Übergewicht (BMI >35).

In eher seltenen Fällen wie z.B. bei einer Kombination aus hohem Alter, bekannter Osteoporose, Nebenerkrankungen und Sturzneigung kann auch eine zementierte Versorgung als Variante mit der sichersten und sofortigen Verankerung zum Einsatz kommen.

Wichtige Informationen für Betroffene

Wann ist eine Hüft TEP notwendig?

Eine Hüft Totalendoprothese kommt immer dann zum Einsatz, wenn das Hüftgelenk destruierend (zerstörend) geschädigt ist. Die Gelenkpartner, Hüftkopf und Hüftpfanne, verlieren dabei ihre reibungsarme Knorpeloberfläche, Passform und somit auch unwiederbringlich die biomechanische Funktion. Am häufigsten ist das durch eine fortgeschrittene Hüftarthrose (Coxarthrose) der Fall. Diese kann primär, ohne andere auslösende Faktoren oder sekundär durch andere Erkrankungen (z.B. eine Hüftkopfnekrose oder Hüftdysplasie) ausgelöst auftreten.

Vor der Implantation einer Hüft TEP sollten sowohl die nichtoperativen (konservativen) als auch die gelenkerhaltenden Therapieformen erschöpft sein.

Welche Hüft TEP Arten gibt es?

Mit den unterschiedlichen Hüft TEP Arten muss sich der Spezialist im Detail auskennen, um das optimale Modell für jeden Patienten auswählen zu können. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Hüftprothesen, die sich nach verschiedenen Merkmalen einteilen lassen. Eine kurze Übersicht folgt:

  • Nach der Verankerungsart eingeteilt unterscheidet man zementierte und zementfrei verankernde Hüftprothesen.
  • Nach dem Verwendungszweck eingeteilt unterscheidet man primäre Hüft TEP für Erstimplantationen von Revisionsprothesen für Wechseloperationen.
  • Nach der Länge eingeteilt unterscheidet man Kurzschaftprothesen (Schenkelhalsprothesen), normal lange Schäfte und Langschaftprothesen (für Wechseloperationen).
  • Nach den zu ersetzenden Gelenkanteilen unterscheidet man Hemi (ein Gelenkpartner) und Totalendoprothesen (beide Gelenkpartner, siehe oben).
  • Nach der Form unterscheidet man Geradschaftprothesen von Bogenschaft- und anatomisch geformten Hüft TEP Schaftprothesen.
  • Nach den Bauteilen unterscheidet man einteilige Hüft TEP Schäfte und modular aufgebaute Hüft TEP Schaftsysteme.

Auf was sollten junge Patienten mit einer fortgeschrittenen Coxarthrose achten?

  • Junge Patienten sollten vor der Operation möglichst viel Zeit mit konservativen Therapieformen gewinnen.
  • Junge Patienten sollten knochensparend operiert werden, um eine eventuelle spätere Wechseloperation leichter durchführen zu können.
  • Junge Patienten sollten minimalinvasiv operiert werden, um bei der ersten Operation keine Muskulatur zu verlieren.
  • Junge Patienten sollten mit einer besonders abriebarmen Gleitpaarung (möglichst Keramik auf Keramik) versorgt werden.
  • Junge Patienten sollten mit einem besonders zuverlässigen und möglichst knochensparenden Implantat versorgt werden (Abbildung 3).

Abbildung 3) Beispiel für eine Kurzschaftprothese (Hüft TEP) mit guten Ergebnissen in den Endoprothesen Registern
Kurze metaphysär verankernde Hüftprothese, die gerne von mir verwendet wird und mit welcher gute kurzfristige Registerdaten vorliegen (über 1000 Implantationen mit 1,3% Revisionsrisiko).

Oprimys Hüft TEP Kurzschaftprothese in 3D Ansicht

Auf was sollten ältere Patienten mit einer fortgeschrittenen Coxarthrose achten?

  • Ältere Patienten sollten vor der Operation sorgsam abwägen, ob durch die Einschränkung der Mobilität bereits gesundheitliche Risiken bestehen, Nachbarregionen wie die Lendenwirbelsäule oder das Kniegelenk beschwerdehaft sind, Kraft, Beweglichkeit und Koordination schlechterer werden und bis zur Operation nicht zu viel Zeit verlieren.
  • Ältere Patienten sollten ein Implantat wählen das möglichst sicher und langfristig Wechseloperationen vermeidet.
  • Ältere Patienten sollten minimalinvasiv operiert werden, um mit möglichst geringer körperlicher Belastung schnell wieder auf den Beinen zu sein.
  • Älter Patienten sollten mit einer besonders luxationssicheren Gleitpaarung versorgt werden.

Was versteht man unter einer Kurzschaftprothese und was ist deren Vorteil?

Unter einer Kurzschaftprothese versteht man kurze Hüftprothesenschäfte, die sich jedoch erheblich unterscheiden und sich über das Ausmaß der Knochenentfernung (Resektion) am Schenkelhals (Schenkelhalserhalt, teilweiser Schenkelhalserhalt und Schenkelhalsresektion) einteilen lassen.

Hüft TEP mit Kurzschaftprothese haben den Vorteil, dass weniger Knochen am Oberschenkelknochen (Femur) bei der Implantation verloren geht, was eine mögliche spätere Wechseloperation begünstigt (Abbildung 4).

Abbildung 4) Weniger Knochenverlust mit Kurzschaftprothese im Vergleich zur Hüft TEP mit normaler Länge
Bei der Kurzschaftprothese (links) ist ein teilweiser Erhalt des Schenkelhalses (obere grüne Linie) möglich. Weiterhin kommt es zu weniger Knochenverlust am großen Rollhügel (grüne Fläche) und der Prothesenschaft reicht weniger weit in den Markraum hinein (untere grüne Linie).

Röntgenplanung Hüft TEP

Was ist der Nachteil einer Kurzschaftprothese?

Hüft TEP mit Kurzschaftprothese haben den Nachteil, dass weniger Implatatoberfläche zur Verankerung zur Verfügung steht und somit bei schlechter Knochenqualität oder ungünstiger Biomechanik ein höheres Lockerungsrisiko bestehen kann. Weiterhin gibt es viele verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Formen, Verankerungsprinzipien und deutlichen Unterschieden in der Haltbarkeit.

Sind Kurzschaftprothesen nur für junge Patienten geeignet?

Für die erfolgreiche Implantation von Kurzschaftprothesen (Hüft TEP) ist eine gute Knochenqualität und die anatomische Form des oberen (proximalen) Oberschenkelknochens maßgebend, das Patientenalter spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Es macht jedoch in einem Alter, in dem nicht mehr mit Wechseloperationen gerechnet werden muss, keinen Sinn auf die höhere Sicherheit einer Prothese mit normaler Länge zu verzichten.

 

Wie lange ist die Haltbarkeit einer Kurzschaftprothese im Vergleich zum Standard mit normaler Länge?

Die von mir verwendeten Kurzschaftprothesen Hüft TEP gehören zu den besten auf dem Markt und haben seit ihrer Markteinführung ein vergleichbares Lockerungsrisiko wie Hüftprothesen mit normaler Länge. Es bestehen jedoch noch keine Langzeitdaten für einen Nachbeobachtungszeitraum über 10 Jahren (Abbildung 5).

92% der künstlichen Hüftgelenke mit normaler Länge befinden sich 15 Jahren nach Implantation noch im Körper und funktionieren. Dabei ist die Verbesserung der Materialien vor allem im Bereich der Kunststoffgleitlager, die im letzten Jahrzehnt Verbreitung fanden, noch nicht berücksichtigt und es ist mit einer weiteren Verbesserung der Standzeiten von über 20 Jahren zu rechnen.

Abbildung 5) Langzeitergebnisse der Hüfttotalendoprothesen (Hüft TEP) im Australischen Register 2019 – Kurzschäfte vs. Hüftschäfte mit normaler Länge
Im Schaubild wird das Risiko für eine Wechseloperation über der Zeit nach der Hüftprothesenimplantation für Kurzschäfte (grün, Mini Stem) im Vergleich zu normal langen Schäften (blau) aufgetragen. Das Risiko für eine Wechselopration des künstlichen Hüftgelenkes unterscheidet sich nicht wesentlich für die beiden Prothesengruppen, wobei für Kurzschäfte eine geringere Nachbeobachtungszeit besteht und deutlich weniger Implantate untersucht wurden.

Langzeitergebnisse der Hüft TEP: Kurzschaft vs. normale Länge

Wann wird eine zementierte Prothese verwendet?

Eine zementierte Hüft TEP hat den Vorteil, dass bereits nach Aushärten des Zementes, nach wenigen Minuten, die volle Stabilität der Fixierung im Knochen erreicht wird. Ein Einwachsen des Knochens ist hier unnötig durch den Zement, der in den Knochen eindringt, sich mit diesem verzahnt und aushärtet. Weiterhin wird durch den dickflüssigen und dann aushärtenden Zement eine Art Ausguss des Knochens erreicht und damit eine individuell optimal passende Prothesenform hergestellt. Weiterhin besteht zwischen dem weichen Kochen und dem harten Prothesenmetall noch eine dritte mittelharte Schicht die Belastungsspitzen puffern kann. Diese Eigenschaften haben vor allem Vorteile bei schlechter Kochenqualität (z.B. Osteoporose) oder bei Maximalbelastungen wie Stürzen und sollten bei entsprechenden Risiken Verwendung finden.

Was sind Kontraindikationen zur Totalendoprothese?

Es gibt eine ganze Reihe von Kontraindikationen für die Implantation einer Hüft TEP. Prinzipiell muss für jeden Patienten die individuell zu erwartende Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen und berücksichtigt werden. Eine Kontraindikation besteht dann, wenn ein reduzierter Allgemeinzustand des Patienten mit begleitenden Nebenerkrankungen in Zusammenhang mit der Operation, das Leben des Betroffenen gefährden könnten oder keine Funktionsverbesserungen nach der Hüft TEP Implantation erwarten lassen. Zu diesen Nebenerkrankungen gehören z. B. ein nicht eingestellter Diabetes mellitus, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, Durchblutungsstörungen, Gerinnungsstörungen, Herzinsuffizienz und hohes Lebensalter, schwere Weichteil- und Knochenschäden, dauerhafte Infektionen mit ungünstiger Keimsituation oder ausgeprägte muskuläre Funktionsdefizite.

Zu welchen Komplikationen kann es bei einer Totalendoprothese kommen?

Die Komplikationsmöglichkeiten sind Inhalt eines Aufklärungsgespräches vor der Hüft TEP Operation. Prinzipiell handelt es sich bei der Hüft TEP um eine der sichersten und erfolgreichsten Operationen, die die moderne Medizin anbietet (Lancet 2007, The operation of the century: total hip replacement).

Zu den seltenen Komplikationsmöglichkeiten von unter 1 % gehören: Wundheilungsstörung, Infektion und Entzündung, Verletzung von Nerven, Gefäßen, Muskulatur, Bändern, Sehnen oder des Knochens, Thrombose oder Embolie, Blutverlust, Nachblutung und Hämatom, Unverträglichkeit oder Allergie, Prothesenlockerung oder -bruch, Beinlängendifferenz, Luxation, Schmerzen, Muskelschwäche, Störungen von Sensibilität oder Motorik mit Hinken und Veränderungen des Gangbilds (Abbildung 6).

 

Abbildung 6) Komplikation nach Hüft TEP
Röntgenbild einer auswärts operierten modularen langschaftigen-Revisionsprothese (nach Wechseloperation) mit Prothesenbruch im Bereich der konischen Verbindungsstelle zwischen Schaft- und Halsteil der Prothese.

Prothesenbruch als seltene Komplikation mit einer Hüft TEP

Wie hoch ist der Grad der Schwerbehinderung mit einer Totalendoprothese?

Der Grad der Behinderung wird vom Versorgungsamt festgestellt, als schwerbehindert gelten Personen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Steuerfreibeträge werden bereits ab einem GdB von 20 gewährt.

Für künstliche Gelenke wird ein Mindest-Grad der Schwerbehinderung angegeben, die bei bestmöglichem Behandlungsergebnis gelten:

Bei einseitiger Hüft Endoprothese beträgt der GdS mindestens ………….. 10

Bei beidseitiger Hüft Endoprothese beträgt der GdS mindestens…………. 20

Bei eingeschränkter Versorgungsqualität sind höhere Werte möglich. Die Versorgungsqualität kann insbesondere beeinträchtigt sein durch Beweglichkeits- und Belastungseinschränkung, Nervenschädigung, deutliche Muskelminderung oder ausgeprägte Narbenbildung was bei Hüftprothesen als selten gelten darf.

Welche Einschränkungen gibt es mit Totalendoprothese?

Hier ist zunächst einmal zwischen den Einschränkungen zu unterschieden, die für eine gewisse Zeit nach Implantation einer Hüft TEP im Rahmen der Genesung oder auf Dauer als Prothesenträger bestehen. Zu den Einschränkungen für eine gewisse Zeit kann ich Ihnen folgende Informationen geben:

  • Wie lange dauert die Genesung nach einer Hüft TEP? Nach Implantation einer Hüft TEP dauert die Zeit bis zum Fadenzug der Hautnaht 14 Tage, für das Anwachsen des Knochens an der Prothese sollten 6 Wochen Schonung eingehalten werden, bis Kapsel und Bänder wieder ihre volle Stabilität erreichen ist eher mit 3 Monaten zu rechnen.
  • Wie lange dauern Schmerzen nach einer Hüft TEP? Die Schmerzen sollten bereits in den ersten Tagen nach Implantation einer Hüft TEP rasch rückläufig sein und es sollten keine starken Schmerzmittel (Opiate) mehr benötigt werden.
  • Wie lange darf ich nach einer Hüft TEP nicht sitzen? Das Sitzen ist sofort nach Implantation einer Hüft TEP möglich, allerdings sollte man sehr tiefe Sitzgelegenheiten auf welchen das Hüftgelenk stark (weiter als 90 Grad zur Position im Stehen) gebeugt werden muss in den ersten 6 Wochen vermeiden.
  • Wie lange darf ich mich nach Hüft TEP nicht bücken? Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Sitzen, die starke Beugung des Hüftgelenks (weiter als 90 Grad zur Position im Stehen) sollte in den ersten 6 Wochen nach Implantation einer Hüft TEP vermieden werden.
  • Welche Bewegungen darf man nach einer Hüft TEP nicht machen? Die starke Beugung des Hüftgelenks (weiter als 90 Grad zur Position im Stehen), die Überstreckung des Gelenks (Extension), beides in Kombination mit Drehbewegungen (wie z.B. beim tiefen Bücken) sowie dynamische Belastungsspitzen (Stoß und Sprungbelastungen) sollten für 6 Wochen nach Implantation einer Hüft TEP vermieden werden. Auf die tiefe Hocke, den Yoga-Schneidersitz, sportliche Dehnübungen oder ähnliche Bewegungen am Ende des Bewegungsumfanges der Hüfte sollte man zur Sicherheit eher 3 Monate verzichten.
  • Wie lange benötige ich Gehhilfen nach Hüft TEP? So lange Unterarmgehstützen (Krücken) einen Nutzen für die Sicherheit oder das Gangbild bringen empfehle ich diese nach Implantation einer Hüft TEP auch zu benutzen. Es gibt hierfür in meiner Nachbehandlung allerdings keine festen Zeiten. Die Hüftprothese kann sofort voll belastet werden.
  • Wie lange bleibt ein Bein nach Hüft TEP geschwollen? Zu einem geschwollenen Bein kann es in den ersten Wochen nach Implantation einer Hüft TEP kommen.
  • Was hilft am besten gegen Schwellungen nach einer Hüft TEP? Zu den abschwellenden Maßnahmen nach einer Hüft TEP Operation gehören in unserem Haus das Hochlagern, die Lymphdrainage, Kühlung, Kompressionsstrümpfe und die intermittierender pneumatischer Impulskompression (VADOplex).
  • Wie lange muss man Thrombosespritzen nehmen nach einer Hüft TEP? Die aktuellen Leitlinien empfehlen Thrombosespritzen oder eine vergleichbaren Thromboseprophylaxe für 5 Wochen nach der Implantation einer Hüft TEP einzunehmen.
  • Wie lange kann ich nicht arbeiten nach einer Hüft TEP? Das hängt entscheidend von der körperlichen Belastung der beruflichen Tätigkeit ab. Mit einer Arbeitsunfähigkeit nach der Implantation einer Hüftprothese von der Dauer der Rehabilitationsmaßnahme (4-6 Wochen) für sitzende Tätigkeiten und bis zu 3 Monaten bei schwerer körperlicher Arbeit sollte man rechnen.
  • Wann kann ich wieder Autofahren nach einer Hüft TEP? Es handelt sich hierbei nicht nur um ein medizinisches Problem, sondern vielmehr um ein juristisches: Verkehrstüchtigkeit besteht dann, wenn man in der Lage ist ein Fahrzeug über längere Zeit und auch bei plötzlich auftretenden Ereignissen sicher im Straßenverkehr zu steuern und zu beherrschen. Es gibt für dieses sichere Beherrschen keinen festen allgemeingültigen Zeitraum nach der Implantation einer Hüft TEP. Ich empfehle erst dann Auto zu fahren, wenn man frei, sicher und ohne Hilfsmittel auch im unebenen Gelände und auf der Treppe gehen kann.
  • Welche Übungen sind sinnvoll nach einer Hüft TEP? Hierzu empfehle ich dem Rat von erfahrenen Physiotherapeuten/innen zu folgen. Prinzipiell sollte man immer das Üben, worin man schnell besser werden will – so macht es Sinn sich in den ersten Tagen nach Implantation einer Hüft TEP auf Tätigkeiten wie das Treppensteigen oder Laufen zu konzentrieren (Abbildung 6).

Abbildung 7) Schmerzarme Mobilisation mit künstlichem Hüftgelenk – eine gute Zusammenarbeit von Physiotherapeuten und Operateur ist die Voraussetzung.

Schmerzarme Mobilisation mit künstlichem Hüftgelenk, Hüft TEP

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten mit Totalendoprothese beachtet werden?

Die dauerhaften Einschränkungen für Menschen mit Hüft TEP sind sehr gering, in der Regel wird eine volle Funktionsfähigkeit des Gelenks erreicht. Es handelt sich vielmehr um Vorsichtsmaßnahmen, die beachtet werden sollten:

  • Sportarten mit Verletzungsrisiko, Gewichts- und Stoßbelastung für das betroffene Hüftgelenk sollten nach Implantation einer Hüft TEP vermieden werden. Sogenannte LOW IMPACT Sportarten mit gleichmäßiger und geringer Gelenkbelastung sollten bevorzugt werden, dazu gehören z.B.: Schwimmen, Wandern, Radfahren, Rudern, Golf, Nordic Walking, Tanzen oder das Gerätetraining im Fitnessstudio.
  • Ausladende Bewegungen, körperlich einseitige Belastung sowie das andauernde Heben und Tragen von schweren Lasten sollten nach Implantation einer Hüft TEP vermieden werden.
  • Alle offenen Stellen, Wunden (auch bei operativen Eingriffen) und Entzündungen im Körper können zu Prothesenentzündung und -vereiterung (periprothetische Infektionen) führen (z.B. eitrige Zähne oder Zehennägel, Geschwüre an den Beinen). Entsprechende Erkrankungen sollten rasch und ggf. unter Verwendung eines Antibiotikums behandelt werden.
  • Das Körpergewicht sollte optimiert werden.

Was ist die beste Klinik für eine Hüft TEP?

Wählen Sie einen erfahrenen Operateur und fragen Sie diesen nach der Häufigkeit Ihrer speziellen Operation. Fragen Sie nach den Standzeiten Ihres Implantates in den Registern und nach der verwendeten Implantationstechnik. Wählen Sie nicht das neuste, sondern ein besonders bewährtes Implantat. Bevorzugen Sie wenn möglich moderne computernavigierte oder roboterunterstützte Verfahren mit zusätzlicher Sicherheitstechnik. Achten Sie auf Erfahrungen mit minimal-invasiven Methoden und bei der Auswahl Ihrer Klinik auf ausreichend Personal und ein angenehmes Umfeld für Ihre Behandlung oder kommen Sie einfach zu uns!

Gerne berate und untersuche ich Sie bei allen Hüft- und Kniebeschwerden oder Fragen zum künstlichen Hüftgelenk. Sie finden mich in unserer Praxis, dem DEUTSCHEN GELENKZENTRUM, in der ATOS Klinik Heidelberg.

Rufen Sie einfach an, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren: 06221 983–180.

Ihr
Prof. Dr. med. Rudi G. Bitsch


Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Spezielle orthopädische Chirurgie