Anatomie des Hüftgelenks: Wie ist das Hüftgelenk aufgebaut?



Welche Muskeln bewegen und stabilisieren die Hüfte?
Das Hüftgelenk wird von einer Vielzahl von Muskeln bewegt. Sowohl die Hüftmuskeln als auch Oberschenkelmuskeln haben eine Wirkung auf das Hüftgelenk. Nach ihrer Funktion und Zugrichtung unterscheidet man Beuger (Flexoren), Strecker (Extensoren), Anspreizer (Adduktoren), Abspreizer (Abduktoren), Auswärtsdreher (Außenrotatoren) und Einwärtsdreher (Innenrotatoren) des Hüftgelenks. Die Oberschenkelmuskulatur kann man nach ihrer Lage in vordere und hintere sowie anspreizende innenseitige Muskeln einteilen.
Besonders wichtig für die Stabilität des Hüftgelenkes sind die nach seitlich abspreizenden Hüftmuskeln (Abduktoren) der hinteren (dorsalen) Gruppe. Bei Ausfall dieser Muskelgruppe kann das Becken beim Stehen auf dem erkrankten Bein nicht fixiert werden. Das Becken sinkt auf der gesunden Seite ab (Trendelenburg-Zeichen, einseitig positiv). Bei Ausfall oder Insuffizienz der Abduktoren auf beiden Seiten (z. B. bei angeborener Hüftluxation) kommt es zum Watschelgang (Trendelenburg-Zeichen, doppelseitig positiv).
Ursachen, Verlauf, Risikofaktoren und typische Beschwerden (Symptome) der Coxarthrose

Folgende Risikofaktoren sind bekannt
- Genetische Disposition (angeborene Schwäche des Gelenkknorpels bei primärer Arthrose)
- Alter
- Geschlecht
- Überlastung (z. B. durch Übergewicht, Leistungssport, schwere körperliche Arbeit)
- Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Hyperurikämie, Hämochromatose)
- Knochenerkrankungen (z. B. aseptische Hüftkopfnekrose, M. Paget)
- Verletzungen (Traumata z. B. fehlverheilte Brüche, Brüche mit Gelenkbeteiligung)
- Fehlbelastung durch angeborene (z.B. Hüftdysplasie, Coxa antetrorta, Coxa valga) oder erworbene Formstörungen, Fehlstellungen (z.B. Morbus Perthes, Epipysiolysis capitis femoris)
- Infektionen (z.B. bakterielle Coxitis)
- Entzündliche Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis)
Die Arthrose, insbesondere der gewichtsbelasteten großen Gelenke, hat einen voranschreitenden (chronisch progredienten) Verlauf, dessen Geschwindigkeit Sie jedoch beeinflussen können!




Die Stadien der Hüftarthrose
In den fortgeschrittenen Arthrose-Stadien sind alle Gelenkstrukturen und auch umgebendes Gewebe beteiligt, wie die Gelenkinnenhaut (Synovialmembran), die Gelenkflüssigkeit (Synovia), der knorpeltragende Knochen (Sklerose und Zysten des subchondralen Knochens) und angrenzende Knochenanteile (Bildung von osteophytären Randanbauten) sowie das Immunsystem mit Entzündungsprozessen (Entzündungsmediatoren, knorpelabbauende Enzyme). Daraus können sich eine Vielzahl von möglichen Beschwerden entwickeln.
Gibt es andere Ursachen für Schmerzen in der Hüftregion?

Mögliche andere Hüfterkrankungen
- Formstörungen der Hüfte wie die Hüftdysplasie (angeboren) oder deren Spätfolgen
- Durchblutungsstörungen der Hüfte wie der Morbus Pertehes (5.-9. Lebensjahr, oft überaktive Kinder) oder deren Spätfolgen
- Jugendliche Hüftkopflösung (10-14. Lebensjahr, oft übergewichtige Kinder), Abrutschen des Gelenkanteils des Hüftkopfes in der Wachstumsfuge (Epiphysiolysis capitis femoris) oder deren Spätfolgen
- Hüftimpingement, femoro-acetabuläres Impingement (FAI), knöchernes Anschlag-Phänomen zwischen Schenkelhals und Rand der knöchernen Hüftgelenkpfanne, man unterscheidet die Beißzangen- (Pincer-FAI), Nockenform (Cam-FAI) von der kombinierten Form (junge Erwachsene-mittleres Lebensalter, weite Bewegungen sind schmerzhaft)
- Absterben des Hüftkopfes, atraumatische Hüftkopfnekose (mittleres Lebensalter, Dauertherapie mit Kortikosteroiden)
- Stoffwechselerkrankungen mit Gelenkbeteiligung wie z.B. die Gicht (Hyperuricämie)
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie z.B. die rheumatoide Coxitis (mittleres Lebensalter, Autoimmunerkrankung mit Beteiligung anderer Gelenke, häufig Hände und Finger)
- Hüftgelenksentzündungen durch Krankheitserreger, bakterielle Coxitis (Entzündungszeichen, Kleinkinder oder ältere Patienten)
- Tumorerkrankungen oder Metastasen im Gelenkbereich (Kinder im Wachstumsschub oder ältere Patienten)
- Knochenbrüche (Frakturen nach Sturz, Unfallgeschehen)




Krankhafte Veränderungen umgebender Körperregionen
- Muskelansatz- oder Schleimbeutelentzündungen (Bursitis trochanterica) am großen Rollhügel (Trochanter major)
- Druck, überlastungs- oder entzündungsbedingte Muskelbeschwerden wie das Iliopsoas- oder Piriformis- Syndrom
- Lendenwirbelsäulenbeschwerden z.B. durch Fehlhaltung, Blockaden, Bandscheibendegenerationen, entzündliche oder rheumatische Veränderungen
- Beschweren im Kreuzdarmbeingelenk (Iliosacralgelenk, ISG) z.B. durch Blockaden und Fehlhaltungen
- In das Bein ausstrahlende Rückenschmerzen (Lumboischialgie) durch druck- oder entzündungsbedingte Nervenirritation
- Verminderung der Knochendichte (Osteoprorose) z.B. mit übersehenem Knochenbruch (Frakur, Schenkelhalsfraktur)
- Schnappende Hüfte, ein Schnappen und Entzündung des Bindegewebes (Tractus iliotibialis) über den großen Rollhügel (Trochanter major) bei jungen schlanken Mädchen (Coxa saltans)
- Irritationen des seitlichen Oberschenkel Hautnervs z.B. nach Hüftprothesenoperationen mit der AMIS-Methode (Meralgia parsäthetica)
- Polymyalgia rheumatica (Autoimmunerkrankung der großen Blutgefäße und Muskulatur)
- Fibromyalgie (chronischer Schmerz in mehreren Körperregionen)
- Gefäßerkrankungen der Bauchschlagader (Leriche-Syndrom), Beckenarterien oder großen Beinschlagader wie z.B. bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- Nervenerkrankungen der großen Beinnerven (Nervus femoralis, Nervus ischiadicus)
- Bauchchirurgische (abdominalchirurgische), frauenheilkundliche (gynäkologische), männerheilkundliche (andrologische) oder urologische (die Harnbildung und -ableitung betreffende) Erkrankungen wie z.B. der Leistenbruch