Operative Therapie der Coxathrose
Zu den sinnvollen gelenkerhaltenden Operationsverfahren gehören:
- Arthroskopische Chirurgie am Faserknorpelring der Hüftpfanne, Abtragung von Knochenvorwölbungen am Schenkelhals und Entfernung freier Gelenkkörper im Hüftgelenk bei entsprechenden Formstörungen
- Beckenosteotomien bei Hüftpfannendysplasie
- Osteotomien des hüftgelenksnahen Oberschenkelknochens zur Korrektur von Fehlstellungen
Zu den sinnvollen gelenkersetzenden Operationsverfahren gehören:
- Minimalinvasive (AMIS-Technik, DAA) Operationsmethoden
- Hüfttotalendoprothese zementfrei minimalinvasiv mit Kurzschaftprothese und Keramik-Keramik Gleitpaarung für junge aktive Patienten
- Hüfttotalendoprothese zementfrei minimalinvasiv mit Standardschaftprothese und Keramik-Keramik oder Keramik-Crosslinked Polyethylen Gleitpaarung bei starken Stoßbelastungen der Hüfte
- Hüfttotalendoprothese hybrid oder zementiert bei schlechter Knochenqualität, Nebenerkrankungen oder hohem Alter
- Duokopfprothese (Hüftkopf-Teilprothese, bipolare Hemiendoprothese) bei medialer Schenkelhalsfraktur im hohen Alter und hohem OP-Risiko durch weitere Erkrankungen
Welche Arten des Gelenkersatzes der Hüfte gibt es?
Aufbau und Komponenten eines künstlichen Hüftgelenks
In der Regel ist ein künstliches Hüftgelenk (Hüfttotalendoprothese, HTEP) modular (aus austauschbaren Einzelteilen bestehend) und wie folgt aufgebaut:
- Prothesenpfanne (Verankerung und Kraftübertragung in der knöchernen Pfanne, Acetabulum)
- Pfanneninlay (Teil der Gleitpaarung, Bewegung des Gelenkes, in Kontakt mit dem Kopf, kann Abrieb produzierten)
- Prothesenkopf (Teil der Gleitpaarung, Bewegung des Gelenkes, in Kontakt mit dem Inlay, kann Abrieb produzieren)
- Prothesenschaft (Verankerung und Kraftübertragung im Oberschenkelknochen, Femur)
Für die einzelnen Komponenten stehen unterschiedliche Materialien zur Verfügung.
Oberflächenersatz des Hüftgelenkes
Eine Ausnahme gibt es diesbezüglich bei den so genannten Kappenprothesen oder dem Oberflächenersatz des Hüftgelenkes. Diese bestehen immer aus Metall und aus nur zwei Komponenten, der Prothesenpfanne und der Prothesenkappe. Der Vorteil besteht in besonders wenig Knochenverlust bei der Implantation am Oberschenkelknochen (Femur), der Nachteil besteht jedoch in eher mehr Knochenverlust auf der Pfannenseite (Acetabulum), einem deutlich erhöhten Risiko für Lockerungen, Knochenbrüche (Schenkelhalsfrakturen) und für Gewebsreaktionen gegen die metallischen Abriebspartikel. In meiner Praxis findet dieser Prothesentyp deshalb normalerweise keine Anwendung.
Kurzschaftprothesen
Für jüngere Patienten gibt es eine wichtige weitere Variante, die sich in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend etabliert: Die Kurzschaftprothese mit zusätzlicher Keramik-Keramikgleitpaarung. Bei der Implantation muss der Oberschenkelknochen (Femur) hier weniger tief ausgehöhlt werden im Vergleich zur Standard-Hüfttotalendoprothese. Die Gleitpaarung ist abriebärmer, was weniger Knochenverlust aus Prothesenabrieb und ein geringeres Lockerungsrisiko bedingt. Die Erfahrungen mit diesem Prothesentyp sind deutlich geringer mit mittelfristigen Registerdaten aber bei richtiger Anwendung auch sehr gut. Diesen Implantat-Typ empfehle ich hauptsächlich jungen Patienten, die während ihrer Lebenszeit eventuell mit einer Wechseloperation rechnen müssen.
Bei der Kurzschaftprothese verzichtet man jedoch im Vergleich zum Normalschaft auf Verankerungsfläche. Für die knochensparende Prothesenversorgung sollte deshalb die Knochenqualität gut sein, um sicher ein haltbares Ergebnis erzielen zu können. Des Weiteren ist nicht jede Knochenform für eine Kurzschaftprothese geeignet.
Ich führe deshalb vor jeder Operation eine entsprechende Planung mit Computersimulation durch und ggf. zusätzlich eine Messung der Knochendichte um das geeignete Prothesenmodell festzulegen.
Hüftschaftprothesen
Die Hüftschaftprothese in normaler Länge, mit abfallender Prothesenschulter wird in vielen Kliniken weltweit als Standard-Implantat verwendet. Mit mehreren Modellen dieses Prothesentyps liegen deshalb sehr große Erfahrungen sowie lange und sehr gute Registerdaten vor. Diesen Implantat-Typ verwende ich deshalb auch sehr gerne für meine Patienten.
(Teil-)Zementierte (Hybrid-)Hüftprothesen
Bei Patienten mit sehr schlechter Knochenqualität, starker Osteoporose oder zum Beispiel mit einer Sturzanamnese kann es auch weiterhin notwendig werden „den sichersten Weg zu gehen“ und eine zementierte oder teilzementierte (Hybrid-) Hüftprothese zu verwenden.
Langschaftprothesen
In besonderen Fällen, wie zum Beispiel bei Knochenbrüchen, Tumoren und Wechseloperationen, können tief im Knochen verankernde Langschaftprothesen zum Einsatz kommen.
Wie häufig werden Hüftprothesenimplantationen in Deutschland durchgeführt?
Im Jahr 2017 wurden im Deutschen Endoprothesenregister (ERPD) 140.871 Erstimplantationen am Hüftgelenk dokumentiert. Ungefähr drei Viertel der Implantationen erfolgten aufgrund von Hüftarthrose, etwa ein Viertel aufgrund von Schenkelhalsfrakturen, ca. 4 % erfolgten bei Patienten unter 50 Jahren.
Unter der Berücksichtigung der Altersverteilung in der Bevölkerung liegt die Häufigkeit der Implantationen von künstlichen Hüftgelenken in Deutschland auf einem mittleren Platz unter den westlichen Industriestaaten (OECD).
Bei welchen Erkrankungen und Verletzungen erfolgt die Empfehlung zum Hüftgelenkersatz?
Die meisten der oben genannten Hüfterkrankungen können neben der (primären idiopathischen) Coxarthrose ohne erkennbaren Grund zur Ausbildung einer sekundären Arthrose führen und diese in ihrem Spätstadium zur Notwendigkeit der Implantation eines Kunstgelenkes führen.
Wann ist die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks sinnvoll und gibt es Alternativen?
Ein künstliches Hüftgelenk macht in fortgeschrittenem Arthrose-Stadium Grad III oder IV nach Kellgren und Lawrence Schweregrade der Arthrose Sinn, wenn ein unwiederbringlicher Knorpelverlust besteht und Formveränderungen zu biomechanischen Problemen führen. Weiterhin sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Sind alle diese Kriterien erfüllt, so handelt es sich beim künstlichen Hüftgelenk um eines der sichersten, zuverlässigsten und langlebigsten Operationsverfahren das die moderne Medizin anbieten kann und in aller Regel gibt es deshalb keine bessere Alternative für Sie.
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