In der aktuellen ATOS NEWS, Ausgabe 35, Zurück zum Sport nach orthopädischen Eingriffen, erschien unser Artikel zum Thema: Die AMIS-Hüfte mit Rotex-Tisch – das Behandlungskonzept am DGZ
Neben den bereits seit Jahren etablierten minimal-invasiven OP-Techniken (MIS) zur Implantation von künstlichen Hüftgelenken bei fortgeschrittener Koxarthrose wird am DEUTSCHEN GELENKZENTRUM in der ATOS Klinik Heidelberg eine Weiterentwicklung der AMIS-Technik mithilfe eines direkt vom Operateur steuerbaren und elektrisch angetriebenen Operationstisches angewendet. Damit verbinden sich die Vorteile des vorderen Zugangsweges zum Hüftgelenk, der sowohl intermuskulär als auch internerval verläuft, mit der zusätzlichen Sicherheitstechnik des speziellen Operationstisches, die eine Überdehnung von anatomischen Strukturen zuverlässig verhindern kann, zu einem Behandlungskonzept für besonders sichere und schonende Implantationen von künstlichen Hüftgelenken. Die für den Patienten optimale Implantatauswahl kann weiterhin nach anatomischen, endoprothetischen, patientenindividuellen und qualitativen Faktoren erfolgen, da sowohl der AMIS-Zugang die Implantation aller Implantate erlaubt als auch der Operationstisch (Rotex® Tisch der deutschen Firma Condor) unabhängig von Implantat-Herstellern betrieben wird.
AUS ORTHOPÄDISCHER SICHT Künstliche Hüftgelenke können von erfahrenen Operateuren sicher und langlebig über jeden operativen Zugang (von vorne, von der Seite oder von hinten) implantiert werden. Dennoch können die dabei verursachten Verletzungen der Weichteile und Muskulatur die Heilung, die Schmerzhaftigkeit, den Blutverlust, die Rehabilitationsfortschritte und die resultierende Muskelkraft entscheidend beeinflussen. Bei der AMIS-Technik über den direkten vorderen Zugang (Direct Anterior Approach im Hueter-Intervall) erfolgt der Hautschnitt über der Muskelloge des M. tensor fasciae latae. Dieser Muskel wird nur stumpf zur Seite geschoben und nicht durchtrennt oder eingekerbt. Durch den langen Verlauf der beteiligten und angrenzenden Muskeln vom Becken zum Knie ist das Risiko für die Verletzung von Muskelfasern minimiert, trotzdem kann eine gute Übersicht erreicht werden. Nach Darstellung der Hüftkapsel wird diese eröffnet und der Hüftkopf – entsprechend der geplanten Prothese – abgetrennt und entfernt. Der Operateur hat dann eine hervorragende Übersicht über die knöcherne Hüftpfanne und kann die Prothesenpfanne unter Sicht und ggf. Röntgenkontrolle einsetzen. Im Anschluss wird das Bein vom Operateur nach außen gedreht und gebeugt, sodass der Oberschenkelknochen schonend dargestellt werden kann. Dies erlaubt das Schaftimplantat einzubringen sowie den Prothesenkopf aufzusetzen. Durch Anheben und Innendrehen des Beines wird das künstliche Hüftgelenk in der Pfanne platziert. Die Kapsel kann erhalten und abschließend wieder verschlossen werden.
AUS TECHNISCHER SICHT Am Operationstisch bestehen individuell einstellbare Widerlager für eine optimale Anpassung an den Patienten und zur Vermeidung von Druck. Die Polsterung der Fußhalterung funktioniert nach dem Prinzip eines individuell einstellbaren SkiStiefels mit sicherem Halt. Bei der Operation erfolgt die Kontrolle über die oben genannten Bewegungen des Patientenbeins durch den Operateur selbst, da der Operationstisch über einen Fußschalter direkt vom Operateur bedient wird. Mithilfe eines speziellen Beinhalters kann das Bein in kleinen Schritten von 9° gedreht und gebeugt werden. Der Fuß des OP-Tisches ist rollend mit stabilem Stand gelagert und die Sicherheitstechnik des Antriebs zum Verfahren des Tisches arbeitet nur in spannungsfreiem Zustand – damit wird eine Überdehnung anatomischer Strukturen des Beines sicher verhindert. Alle Lagerungsmanöver können damit sehr schonend und unter maximaler Kontrolle erfolgen, was sich nicht zuletzt in einer geringen Schmerzhaftigkeit und hohen Zufriedenheit der Patienten widerspiegelt.
AUS PATIENTENSICHT Erfahrungsbericht von Dr. Peter Wiesner, Patient mit AMIS-Hüftendoprothese: „Wenige Stunden nach der AMIS-Hüftprothesen-Implantation in der ATOS Klinik Heidelberg kam Prof. Bitsch zur ersten Visite, bei der ich auch zum ersten Mal auf meinem neuen Gelenk stehen und gehen durfte. Nachdem die Infusion abgenommen war, konnte ich mit einer Gehhilfe zur Toilette gehen, und mit wasserdichtem Pflaster sogar duschen. Ab dem nächsten Tag lernte ich unter Anleitung einer Physiotherapeutin mit Gehhilfen laufen und Treppen gehen, sodass ich bereits am vierten Tag nach der OP die Klinik zu Fuß verlassen und mit dem Taxi nach Hause fahren konnte. Sechs Tage nach der OP begann die ambulante Reha, zwei Wochen post OP habe ich die Gehhilfen zur Seite gestellt und bin in der dritten Woche bereits mit dem Fahrrad zur Reha gefahren. Besonders wichtig für mich als selbstständigem Fördermittelberater war, dass ich so bereits wieder an laufenden Projekten arbeiten konnte. Das Erstaunlichste für mich war, dass ich trotz des immerhin erheblichen Eingriffs weder im Krankenhaus noch nach dem Absetzen aller Schmerzmittel irgendwelche Schmerzen verspürt habe. Sechs Wochen nach der OP konnte ich bereits wieder einen ganzen Abend lang völlig beschwerdefrei Tango tanzen. Heute, ca. vier Monate nach der OP, verspüre ich praktisch keinerlei Einschränkungen, gehe wieder ins Fitnessstudio, war gerade auf La Gomera Bergwandern und konnte an einem langen Wochenende bei einem „Tango-Marathon“ problemlos über 20 Stunden lang tanzen.“
Ein ganz herzliches Dankeschön an meinen Patienten Herrn Dr. Peter Wiesner für diesen Erfahrungsbericht und für seine Bereitschaft an diesem Artikel mitzuwirken!
Prof. Dr. Rudi G. Bitsch, DEUTSCHES GELENKZENTRUM, ATOS Klinik Heidelberg, gelenkzentrum@atos.de